Dillenburg.  Nach vier Wochen Einsatzdauer im Ahrtal haben unsere Helfer viele Eindrücke und Erlebnisse mitgebracht. Zehn von ihnen berichten.

 

Lars Matzke: „Eine junge Frau mit Kleinkind auf dem Arm steht vor ihrem zerstörten Haus, schaut mich ausdruckslos an und fragt nach einer Flasche Wasser, sie wolle Kindernahrung anrühren. Ich gebe ihr eine ganze Kiste, sie bricht in Tränen aus und umarmt mich. Ein Gänsehautmoment.“      Peter Kring: „Ein einsturzgefährdetes Einfamilienhaus durfte nicht mehr betreten und musste abgerissen werden. Mit dem Radlader habe ich schon brennende Strohballen oder verunglücke LKW-Ladungen weggeräumt – aber hier musste ich ins Wohnzimmer greifen. Das bisherige Leben der Leute lag auf einmal in der großen Schaufel.“ 
Karsten Bender: „Spreche in Ahrweiler mit jemandem aus einem Wohnblock. Dieser sieht in der Flutnacht seinen 70-jährigen Nachbarn aus dem Haus gehen. Der will seinen PKW in Sicherheit bringen, wird mit dem Auto weggespült und ertrinkt. Der Mann musste mir das erzählen und darüber reden, um das zu verarbeiten.“     Oliver Hagner: „Mich hat im ersten Moment diese pure Verzweiflung in den Gesichtern der Menschen sehr getroffen. Umso überragender fand ich die super Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Hilfsorganisationen. Letztendlich hat es mich darin bestärkt zu wissen, weswegen ich mich für diese aktive Hilfe entschieden habe.“
Harald Kring: „Mit dem Hinweis, wie schnell sich die Sichtweise ändern kann, erzählte mir ein Mann aus Dernau: meine Frau lag mir vor der Flut ständig in den Ohren, endlich den Hof neu zu machen. Jetzt sagt sie, hätten wir doch unseren alten Hof zurück. Das Haus stand bis in die erste Etage unter Wasser, Hof und Garten nicht mehr vorhanden.“     Karsten Ebert: „Beindruckend, wie teils gefasst die betroffenen Menschen mit der Situation umgegangen sind und sich gegenseitig geholfen und ermutigt haben. Ich bin noch nicht lange beim THW, das war mein erster großer Einsatz und ich muss ehrlich sagen, dass ich jederzeit wieder losfahren werde.“
Abdurrahman Basel: „Besonders hat mich die Dankbarkeit der Betroffenen beeindruckt, der Zusammenhalt untereinander und die große Hilfsbereitschaft der Menschen, was mir nochmals verdeutlicht hat, wieso ich im THW bin und auch leidenschaftlich mithelfe."     Sebastian Sonntag: „Ich war vor einem Jahr nach der Explosion im Hafen als THW-Helfer in Beirut. Das Zerstörungsausmaß im Ahrtal hat ganz andere Dimensionen. Ich möchte mich bei meinem Arbeitgeber und Kollegen dafür bedanken, dass sie es mir auch in diesen schwierigen Zeiten ermöglichen, meinem Ehrenamt nachzugehen.“
Marcel Kring: „Da es tagsüber sehr schwierig war mit großen Maschinen den ganzen Unrat rauszufahren, haben wir entschieden, auch nachts zu arbeiten. Wir waren dann sehr positiv überrascht, dass eine Firma mit Kipper und Bagger sowie drei Landwirte mit ihren Traktoren und großen Anhängern sich uns spontan angeschlossen haben."     Thomas Greeb: „Was mich beeindruckt hat, welch brachiale Gewalt Wasser hat und welch immense Zerstörung es hinterlässt. Wenn ich sehe, wie groß bis jetzt die Hilfsbereitschaft ist, hoffe ich, dass diese anhält und sich der ein oder andere dazu berufen fühlt, sich selbst Feuerwehr, DRK oder THW anzuschließen.“


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